Donnerstag, 13. November 2014

"Sturm auf die Bastille"

Schwäbisch Hall – Klappe die x-te. Wer bislang dachte die Hauptstadt der schwäbischen Freilichtspiele kann nur Komödie, Krimi oder Marionettentheater wird aktuell eines Besseren belehrt. Einen Oskar verdient sie für ihr intensiv inszeniertes Schattentheater wahrlich nicht; zu durchschaubar, konventionell, fast schon offensiv doktrinär kommt das Werk ganz unzeitgemäß daher. Lieblos, beinahe feindlich, schickt man Akteure auf eine künstlich entstellte Bildfläche, die in kaum verständlichen Fragmenten allzu vorhersehbare Abläufe darbieten. Der Bürger wird als Zuschauer hingehalten, dazu genötigt, der Trübheit der Bilder und Dialoge einen Sinn abzuringen, der sich aus den gezeigten Szenen nicht erschließen lässt.

Viele sind von der Inszenierung frustriert und artikulieren ihren Unmut mit lautem Protest. Sie werden auf das Kleingedruckte auf den teuer gestalteten Hochglanzplakaten hingewiesen – Personen und Handlung sind frei erfunden und Ähnlichkeiten mit lebenden Personen rein zufällig. Der Verfasser lehnt dafür im Namen unveräußerlicher Rechte der Einbildungskraft die Verantwortung ab.
Schöner Mist.
So stehen wir im Regen – sprachlos, machtlos. Es reicht nicht sich an der Wahl zu bekreuzigen; Kleinstadtpolitische Gebete sind letztendlich nur ignorierte Nachrichten, die im Posteingang an Ignoranz, Desinteresse und Willkür verhungern; Die Regisseure sitzen im Elfenbeinturm und lassen sich nicht dazu herab auf Fragen zu antworten.

Doch leider ist das, was wie schlechtes Theater anmutet, uns Bürger zu Zuschauern degradiert, kein Film, der eine fiktive Geschichte erzählt, sondern schlichte Realität der Menschen in dieser Stadt.
Das Innehaben eines Mandats, Amts oder Postens bedeutet nicht gleich die Berechtigung zu persönlicher Willkür Entscheidungen zu treffen, scheuklappenmäßig Bedürfnisse und Forderungen, vor allem seitens der Bevölkerungsgruppen, die keine kapitalträchtige Lobby und die Möglichkeit Menschen in Mandate und Ämter zu wählen haben, zu ignorieren und zu denunzieren.

Das Publikum ist die Bürgerschaft, die hier wohnt, lebt, arbeitet, konsumiert; sie ist nicht nur Zuschauer, sondern Teilnehmer, Verantwortlicher - in ihrem Leben maßgeblich für das Überleben der Stadt notwendig. Dies erfordert transparente, konkrete und verlässliche Auskünfte und Antworten.
Die Menschen brauchen kein gutgemeinte Diktatur, sondern Verständnis, Weitsicht, Vertrauen und einen steten Prozess der Kommunikation.

Danke an all diejenigen, die dies verstanden haben und ihre Stimme einsetzen, diese Prozesse im Interesse der Bürgerinnen und Bürger aufmerksam zu begleiten und gegebenenfalls fehlende Transparenz einzufordern.
Danke an alle, die ihre Regenschirme auspacken, öffnen, teilen um die „Bastille“ zu stürmen – für die Menschenrechte.

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